Neue Ziele helfen Sicherheit und Struktur zu vermitteln Tannenhof Fachpflegeheime GmbH

Portät: Geschäftsführerin Sandra Ludwig, Tannenhof Fachpflegeheime GmbH.

Geschäftsführerin Sandra Ludwig, Tannenhof Fachpflegeheime GmbH

Als im Frühjahr durch das neue Virus von heute auf morgen alles anders wurde, lag es besonders an den Führungskräften, Sicherheit und Struktur zu vermitteln.

Geschäftsführerin Sandra Ludwig berichtet im Interview, wie ihr Unternehmen durch die begleitende Beratung gut darauf vorbereitet war, und erläutert, worauf es jetzt vor dem Abschluss dieses besonderen Jahres ankommt.

Kurzinfo zu diesem Beispiel:

  • Darum geht es: Es ist eine besondere Aufgabe der Führungskräfte in Pandemiezeiten Sicherheit zu vermitteln.
  • Name: Tannenhof Fachpflegeheime GmbH
  • Branche: Die Tannenhof Fachpflegeheime GmbH wurde 1979 als Alten- und Pflegeheim gegründet, ist in privater Trägerschaft und besteht heute aus drei Pflegeeinrichtungen und seit 1988 gehören zwei Behindertenreinrichtungen dazu
  • Zahl der Mitarbeitenden: rund 190 Mitarbeitende, davon 10 Auszubildende
  • Zahl der betreuten Personen: 196 Wohnplätze in den Pflegeeinrichtungen, 25 Wohnplätze in den Behinderteneinrichtungen

Welches war die größte Herausforderung während der Corona-Krise und wie haben Sie in Ihrem Betrieb darauf reagiert?

Auch im Tannenhof ging es zu allererst darum, das Virus von den Bewohnerinnen und Bewohnern fernzuhalten. Mit dem Besuchsverbot in den Heimen stiegen die Aufgaben der sozialen Betreuung. Beschäftigungsangebote, intensive Gespräche, Unterstützung zur Kontaktaufnahme mit den Angehörigen per (Video-)Telefonie usw. wurden wichtiger denn je. Besondere Krankenbeobachtung, Covid-19-Testungen der Bewohnerinnen und Bewohner, Quarantänemaßnahmen nach Krankenhausaufenthalten und anderes veränderten den Alltag.

Mitarbeitende der Tannenhofer Fachpflegeheime GmbH stehen in einer Reihe und ziehen zusammen an einem langen Seil. Alle tragen medizinische Masken.

Die Belegschaft der Tannenhofer Fachpflegeheime GmbH zieht an einem Strang

Wir haben zu Beginn der Krise das Pandemie-Team gegründet, welches übergeordnet alle wichtigen Corona-Informationen zusammentrug, für die Umsetzung der neuen Vorgaben sorgte und allzeit für alle Mitarbeitenden bei Fragen und in schwierigen Situationen erreichbar war. Es übernahm auch die Beschaffung der Hygienematerialien und persönlichen Schutzausrüstung und überlegte sich Aktionen, um die Motivation und soziale Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten. So wurden z. B. in den ersten Wochen Care-Pakete mit Schokolade, Kaffee und anderen Genussmitteln an die Belegschaft verteilt und später im Sommer ein weiteres Care-Paket mit Artikeln wie Sonnencreme und Tipps zur Urlaubsgestaltung in diesen besonderen Zeiten. Als die Maskenpflicht eingeführt wurde, haben wir Behelfsmasken aus Stoff an die Mitarbeitenden verschenkt, zusammen mit einigen kleinen Aufmerksamkeiten.

Was hat Ihnen und Ihren Beschäftigten geholfen, sicher und gesund durch die Krise zu kommen?

Uns war von Anfang an bewusst: In Corona-Zeiten geht es nicht nur um körperliche Gesundheit. Mindestens ebenso wichtig war die Frage: Wie übersteht man diese Phase auch in psychischer Hinsicht? Die Antwort im Tannenhof lautet: mit Resilienz. Dieser Begriff kommt aus der Psychologie und meint die seelische Widerstandsfähigkeit, mithilfe derer Krisen unbeschadet überstanden werden. Seit 2016 haben alle Mitarbeitenden im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements die Möglichkeit, an Resilienz-Workshops teilzunehmen und ihre individuelle Resilienz zu trainieren.

In der Corona-Krise ging es nach dem Resilienz-Ansatz darum, die veränderten Arbeits- und Lebensbedingungen zügig zu akzeptieren und die bestmöglichen Lösungen für Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitende zu erarbeiten. Die Führungskräfte gaben ihren Teams Orientierung und Sicherheit, indem sie mit diesen neue Abläufe einführten, Mitarbeitende schulten und unterwiesen. Sie prüften die Umsetzung und nahmen bei Bedarf Änderungen vor. Dabei erfolgten im resilienten Sinne alle Maßnahmen mit der Zuversicht, die Situation gut zu bewältigen bzw. etwas Sinnvolles zu tun.

Ferner hat sich die Steuergruppe Betriebliches Gesundheitsmanagement des Tannenhofs damit befasst, welche positiven Effekte mit der Corona-Krise entstanden sind. Im Tannenhof war ein noch stärkerer Zusammenhalt spürbar. Verbundenheit und Hilfsbereitschaft waren seit Corona deutlich ausgeprägter.
Corona hat ein flexibleres Denken und Handeln erfordert. Der Verlust der Routine hat die Arbeit auch belebt und zu Veränderungen geführt, die auf Dauer sinnvoll sind. Zum Beispiel wurde im Tannenhof die Nutzung digitaler Möglichkeiten zügiger als geplant vorangetrieben. Homeoffice wurde vermehrt getestet und bereits bewertet.

Wie kann es weitergehen – Ihr Tipp für andere Betriebe?

Für uns als Unternehmen wird es in den nächsten Monaten wichtig sein, noch einmal all unsere Kräfte zu aktivieren, um Prävention zu betreiben. Glücklicherweise hat es im Tannenhof bislang nur zwei positiv getestete Bewohner durch Krakenhaus-Aufenthalte gegeben, das heißt, in unseren Häusern selbst hat sich niemand infiziert. Diesen Zustand möchten wir aufrechterhalten und verhindern, dass es zu einem Ausbruch von Covid-19 in unseren Häusern kommt.

Mein Tipp für andere Betriebe lautet: Hängen Sie nicht den Zielen für 2020 nach. Überfrachten Sie die letzten Monate des Jahres nicht, sondern verabschieden Sie sich von alten Zielen für das Jahr. Investieren Sie vielmehr jetzt schon in eine gute Planung für das Jahr 2021, sammeln Kräfte und stimmen Sie die Mitarbeitenden auf ein aktives nächstes Jahr ein.

Für die wesentlichen, nicht beeinflussbaren Aufgaben müssen wir natürlich in Fahrt kommen und auf das Wiederanlaufen bekannter Prozesse vorbereitet sein. Wir erleben z.B. gerade, dass nun die Prüfungen unserer Einrichtungen durch MDK, Heimaufsicht und Besuchskommission wieder starten. Es ist allgemein, aber auch in diesem Zusammenhang wichtig, nun zu reflektieren: Was haben wir an Infektionsschutzmaßnahmen während der Corona-Zeit gut umgesetzt? In welcher Weise ist die physische und psychische Gesunderhaltung der Bewohnerinnen und Bewohner gelungen? Der Geschäftsführung muss bewusst sein: Wenn die Dinge (vorläufig oder endgültig) zur Ruhe kommen, wird man danach gefragt werden.

Sie haben von August 2018 bis 2019 an einer begleitenden Beratung der BGW teilgenommen. Inwiefern hat Ihnen dies in der Corona-Krise geholfen?

Die BGW hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Rollenverständnis unserer Führungskräfte aufgebaut und gestärkt wurde. Sie haben gelernt, sich als Führungskraft zu verstehen, Führung auszuüben, und dadurch den Mitarbeitenden Handlungssicherheit gegeben. Dieses verinnerlichte Wissen hat sich in der Corona-Krise mehr als ausgezahlt, da besonders die Führungskräfte gefragt waren, möglichst schnell einen guten Umgang mit der Krise vorzuleben und aufzuzeigen.